Das Fehlen echter und tiefer Bindungen zu anderen Menschen – also das Gefühl der Einsamkeit – erhöht die Sterbewahrscheinlichkeit stärker als andere kritische Risikofaktoren wie Luftverschmutzung, Bluthochdruck, Fettleibigkeit, Bewegungsmangel, übermäßiger Alkoholkonsum oder sogar Rauchen. Dies konnten mehrere wissenschaftliche Meta-Analysen nachweisen. Doch was bedeutet eigentlich „sich einsam fühlen“?

Die bloße Anwesenheit anderer Menschen gibt uns noch lange nicht das Gefühl von Verbundenheit. Manchmal befinden wir uns in einem Raum voller Menschen (z.B. in der Bahn) und fühlen uns trotzdem einsam. Ebenso können wir allein in einer Berghütte sitzen und uns dennoch mit anderen verbunden fühlen – in diesem Fall mit Menschen, die körperlich nicht anwesend sind. Für dieses Phänomen spielt die individuelle Bindungsrepräsentation einer Person eine tragende Rolle. Eine sichere Bindungsrepräsentation bildet die innere Grundlage für unsere Fähigkeit, erfüllende Beziehungen zu anderen aufzubauen und ein Gefühl der sozialen Verbundenheit zu empfinden, auch und gerade in Momenten des Alleinseins. Eine unsichere Bindung hingegen kann diese Fähigkeit einschränken und verwandelt Momente des Alleinseins ggf. in die unerwünschte Erfahrung der Einsamkeit. Darüber hinaus konnten Studien zeigen, dass eine sichere Bindung mit einer gesünderen Emotionsregulation und besserer mental-emotionaler Gesundheit zusammenhängt. All dies macht Bindung zu einem zentralen Konstrukt, das jeder Coach kennen und verstehen sollte.

Wertvolles Tool zur direkten Anwendung

In diesem praxisorientierten 5-tägigen Seminar mit Dirk W. Eilert, Entwickler des emTrace-Ansatzes, und Prof. Dr. Anna Buchheim, einer der international führenden Expertinnen der Bindungsforschung, lernen Sie nicht nur die Bindungsmuster ihrer Klienten mittels des Adult Attachment Projective Picture Systems (AAP) wissenschaftlich präzise einzuschätzen. Sie erweitern darüber hinaus ihr Verständnis von Bindungsmustern und der Bedeutung von Bindung als zentrales Element eines jeden Coachingerfolgs. Und Sie lernen, wie Sie dieses Wissen mit ihren Klienten aufbauend auf Ihrer bisher erworbenen Coachingkompetenz einsetzen können, um so eine sichere Bindung bei Ihren Klienten zu fördern.

Das AAP ist ein sehr gut validiertes Verfahren zur Erfassung von Bindungsmustern bei Erwachsenen. Das AAP-Bilder-Set von Carol George und Malcom West (2012) besteht aus sieben bindungsrelevanten Szenen. Die narrativen Beschreibungen der Klient:innen zu diesen Bildern werden nach spezifischen bindungsrelevanten Ressourcen (Selbstwirksamkeit, Verbundenheit, Synchronizität) ausgewertet, die einerseits zur Einschätzung eines sicheren bzw. unsicheren Bindungsmusters führen und andererseits als themenspezifische Orientierung für Coachingprozesse genutzt werden können.